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Geschichte und Archäologie rund um Sassari: 10 sehenswerte Stätten im Nordwesten Sardiniens

Sardinien bietet neben einem traumhaften Meer und den oft auch karibisch anmutenden Stränden natürlich auch faszinierende Traditionen und Bräuche, ein abwechslungsreiches und heute oft modern interpretiertes Kunsthandwerk, köstliches Essen und gute Weine und eine außergewöhnliche Geschichte, deren Zeugen gut sichtbar auf der gesamten Insel präsent sind und bis in die Frühzeit zurückreicht.

Die Geschichte Sardiniens ist von Fremdherrschaften, matriarchalischen Gesellschaften, mystischen und spirituellen Ritualen geprägt, die Sie mit einem Besuch der schönsten und beeindruckensten archäologischen Stätten in Nordsardinien am Besten erfahren können.

Diese faszinierenden Ort, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten, erzählen die Geschichte eines starken Volkes, von Seefahrern, Entdeckern anderer Länder und Menschen, die stark mit den natürlichen Elementen der Erde verbunden waren. Im Nordosten ist es die Gallura, die nur einen Steinwurf von der berühmten Smaragdküste entfernt liegt, während es im Nordwesten besonders um Sassari einiges im gesamten Mittelmeerraum Einzigartiges zu entdecken gibt.

Das Schöne ist, dass eigentlich jede Gemeinde auf Sardinien einen oder mehrere archäologische Schätze beherbergt. Wenn Sie also mehr Zeit für Ihren Urlaub haben, sollten Sie sich die archäologischen Stätten in der Provinz Sassari nicht entgehen lassen. Im Folgenden stellen wir Ihnen unsere absoluten Favoriten vor!

Sehenswertes in Sassari

Monte d’Accoddi, das Zikkurat Sardiniens

Der Monte d’Accoddi, etwa 11 km vom Stadtzentrum von Sassari entfernt, ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten der Insel. Die Kultstätte ist etwa 5000 Jahre alt und der heilige Ausdruck der pränuragischen Zivilisation, die ihn als Treffpunkt zwischen Mensch und Gott betrachtete. Dieser hoch aufragende Himmelshügel oder Götterberg ähnelt den gestuften Zikkuraten in Mesopotamien und ist einzigartig im gesamten Mittelmeerraum. Neben dem imposanten Stufenaltar kann man in Monte d’Accoddi auch diverse oft Tonnen schwere Steine verschiedenster Formen, bewundern. Deren Funktion sind allerdings noch nicht geklärt, es handelt sich eventuell um flache Opfertische oder bei den großen runden Steinen um Symbole für die Sonne und den Mond. Wer den Monte d’Accoddi besucht, wird nicht nur von seiner Imposanz beeindruckt sein, sondern auch von den mystischen Energien, die dieser Ort ausstrahlt. Man sagt, dass dieser Ort die prähistorischen Menschen bei der Wahl der Orte, an denen sie ihre Kultstätten errichteten, geleitet haben.

Monte d'Accoddi, das Zikkurat Sardiniens

Domus de Janas von Montalè

Der Domus de Janas di Montalè befindet sich 7 km vom Stadtzentrum entfernt, in der Nähe des Ortsteils Li Punti. Ursprünglich bestand sie aus sechs Hypogäen, also unterirdische, mit einem Gewölbe versehene Grabbauten, von denen man heute nur noch eine besichtigen kann. Man betritt sie durch einen Schachteingang, der zu einem Vorraum führt, der wiederum mit einer Zelle verbunden ist, die für Gottesdienste genutzt wird. Im Inneren sind die an den Wänden eingemeißelten Taurinprotome, Darstellungen von Stieren mit halbmondförmigen Hörnern und rechteckigen oder trapezförmigen Köpfen, sehr eindrucksvoll. Diese verbildlichen nach Ansicht der Gelehrten den Ritus des Übergangs vom Leben zum Tod, also den Weg ins Jenseits.

Das Nationale Archäologische Museum in Sassari

Das Archäologische Nationalmuseum in Sassari, das Giovanni Antonio Sanna (1819 – 1875) gewidmet ist, der seiner Geburtsstadt seine gesamte Kunstsammlung vermachte, ist eines der schönsten Sardiniens. Seine Struktur ist schon von außen beeindruckend, umgeben von viel Grün, gleicht der Eingang mit seiner Treppe und den Säulen einem griechischen Tempel. Die Sammlung ist in zwei Hauptabschnitte unterteilt, einen ethnografischen und einen archäologischen, der die meisten Funde aus den Gebieten von Sassari, Nuoro, Gallura und Ogliastra umfasst. Auch wenn es Informationstafeln gibt, empfehlen wir Ihnen, sich bei der Besichtigung auf die Führer zu verlassen, die Ihnen mit ihren Erzählungen die Geschichte Sardiniens von der Vorgeschichte bis zum Spätmittelalter näher bringen.

archäologisches museum in sassari

Die schönsten archäologischen Stätten südlich von Sassari

Nekropole von Anghelu Ruju bei Alghero

In der Nähe der berühmtesten Strände von Alghero kann man diese wunderbare prähistorische Begräbnisstätte besichtigen, die in ganz Sardinien einzigartig ist. Die Nekropole von Anghelu Ruju besteht aus 38 in Sandstein ausgegrabenen Gräbern, die aus der Zeit um 3000 v. Chr. stammen. Aufgeteilt in zwei Bereiche, einer flach, der andere unregelmäßig, beherbergt diese Totenkult-Stätte mehrere Domus de Janas mit einem Schachtzugang oder einem sich im Inneren erweiternden Dromos-Eingang. Ein idealer Ort für einen Besuch im Herbst, aber wenn Sie ihn im Sommer besuchen, empfehlen wir Ihnen, ihn in den kühleren Stunden des Tages zu besuchen, da er sehr der Sonne ausgesetzt ist.

Nekropole Santu Pedru bei Alghero

Die Nekropole Santu Pedru liegt nahe bei Alghero und etwa 25 km von Sassari und besteht aus 10 Hypogäen, den bereits erwähnten unterirdischen, mit einem Gewölbe versehenen Grabbauten, die in den Trachyt-Tuffsteinhügeln ausgegraben wurden. Unter den verschiedenen Gräbern ist es das Grab I, das den Besucher durch seine architektonischen und dekorativen Details besonders beeindruckt: die bereits bekannten Taurinprotome, also die Symbole für den Übergang ins Jenseits, die noch sichtbaren Spuren von rotem Ocker, die das Blut symbolisieren, und die geschnitzten und gut erhaltenen Säulen. Die Archäologen vermuten, dass diese Nekropole für Bestattungsriten vor der Beisetzung genutzt wurde, wobei wohl Gesänge und Melodien in der gesamten Struktur widerhallten.

Archäologischer Park Nuraghe Appiu in Villanova Monteleone

Der archäologische Komplex der Nuraghe Appiu liegt ca. 10 km südlich von Villanova Monteleone und 60 km südlich von Sassari in einer unberührten Naturlandschaft mit Kork- und Steineichenwäldern auf der Hochebene Chentu Mannas zwischen Capo Marargiu und Capo Caccia. Die Hauptattraktion ist die Nuraghe Appiu, an dessen Fuße sich das nuragische Dorf befindet, das aus Steinplatten errichtete Gigantengrab von Punta ‚e Su Crabile und die gleichnamige Nuraghe. Obwohl es sich hierbei um eine archäologische Stätte handelt, die erst vor kurzem ans Licht gebracht wurde und an der noch gearbeitet wird, ist es unserer Meinung nach ein wichtiger Ortrt, der sicher einen Besuch lohnt.

Nuraghe Santu Antine in Torralba

Zusammen mit den Nuraghen Losa bei Abbasanta und Su Nuraxi in Barumini ist der imposante Steinbau Santu Antine in Torralba, das ca. 40 km südöstlich von Sassari liegt, eines der wichtigsten prähistorischen Denkmäler Sardiniens. An seinem Fuß entwickelte sich ein nuragisches Dorf, und die sichtbaren Überreste zeugen von seiner Wiederverwendung in römischer Zeit. Das aus Basaltblöcken errichtete Bauwerk ist im Inneren voller Gänge, Treppen, Kammern und Brunnen, die zu durchschreiten sehr spannend ist. Es handelt sich um eine der größten und am Besten zu besichtigende Nuraghe der Insel. Es gibt mehrsprachige Audioguides, die Sie über eine Applikation nutzen können, um diesen Besuch in vollen Zügen zu genießen.

Nuraghe Oes in Giave

Ihre architektonische Besonderheit hat sie berühmt gemacht: eine einzige Kammer, die durch Holzplatten, die in den Wänden befestigt sind, in drei Räume unterteilt ist. Diese Nuraghe gehört zum sogenannten Tal der Nuraghen, dem Gebiet mit der höchsten Dichte dieser Bauwerke, und liegt nur 800 m von Santu Antine entfernt. Um die Nuraghe Oes zu erreichen, muss man nur an den Bahngleisen entlang gehen, der Eintritt ist kostenlos und man kann sie zu jeder Tageszeit besuchen, was sie, wenn möglich, noch eindrucksvoller und geheimnisvoller macht.

nurage oes giave

Das Beste nördlich von Sassari

Nekropole von Su Crocifissu Mannu bei Porto Torres

Diese archäologische Stätte ist nicht ausgeschildert, aber man erreicht sie, wenn man auf der SS 131 von Sassari aus ca 14 km in Richtung Porto Torres fährt und auf der Höhe der kleinen Gemeinde Li Lioni in eine unbefestigte Straße abbiegt. Als Nekropole bezeichnet man heutzutage eine Gruppe von Grabstätten mit Grabmonumenten, die wie die Gebäude einer Siedlung angeordnet sind. Die von Su Crocifissu Mannu zeichnet sich durch 22 Gräber aus, die vor etwa 5000 Jahren errichtet und für Bestattungsriten genutzt wurden. Bei Ausgrabungen wurden Skelettreste und Grabbeigaben gefunden, die den Archäologen die Möglichkeit gaben, Su Crucifissu Mannu als einen Wendepunkt in der sardischen Geschichte zu bezeichnen, der die Größe der darauf folgenden Nuraghen-Zivilisation vorwegnimmt.

Turris Libisonis in Porto Torres

Bei Porto Torres können Sie eine Zeitreise in die römische Vergangenheit Sardiniens machen und die prächtigen Überreste der Iulia-Kolonie Turris Libisonis bewundern, die wahrscheinlich von Julius Cäsar oder von seinem Adoptivsohn Octavian gegründet wurde. Die Stadt wurde von beurlaubten Soldaten des Römischen Reiches bewohnt, die im Laufe der Jahre Thermen, Villen, Tempel, Geschäfte, ein Aquädukt und einen Hafen bauten, von dem aus sie Waren in den gesamten Mittelmeerraum verschifften. Die Ausgrabungsstätte wird auch heute noch erforscht und kann daher nur in Begleitung eines Führers besichtigt werden, der die Geschichte des Ortes stets mit großer Begeisterung erzählt. Die Ausgrabungsstätte von Turris Libisonis liegt ganz in der Nähe des Fährhafens von Porto Torres, so dass ein Besuch in Verbindung mit den frühen Ankunfts- oder späten Abfahrtszeiten eine Idee sein könnte, diese Stätte zu besuchen.

Iulia-Kolonie Turris Libisonis porto torres