Vielleicht haben Sie ja schon von ihr gehört oder gelesen, von der wilden Barbagia, im Herzen Sardiniens. Ihr Gebiet liegt im Osten der Insel, und als Zentrum gilt die Provinzhauptstadt Nuoro.
Die Barbagia erstreckt sich von Bitti im Norden bis nach Gadoni im Süden und von Orani im Westen bis nach Dorgali im Osten und ist ein weitläufiges Gebiet, das sich über die die Berge und Täler des imposanten Gennargentu-Massivs zieht. Hier finden Sie authentische Dörfer umgeben von einer majestätischen Natur und Menschen, die vielleicht nicht viel reden, denen aber die Gastfreundschaft sehr wichtig ist.
Dieses Gebiet Sardiniens ist besonders reich an faszierenden prähistorischen Stätten, die aus der sagenumwobenen und einmaligen Nuraghenkultur stammen. Es handelt sich dabei vor allem um imposante Wehrtürme, Feengräber und Brunnenheiligtümer, die Sie bei einem Urlaub auf der Ferieninsel und besonders wenn Sie an der Ostküste verweilen, unbedingt besuchen sollten.
Die Barbagia, authentisch, faszinierend und wild
Der Name Barbagia leite sich wohl von Barbaria ab und geht auf die Eroberungszüge der Karthager und Römer zurück, die die Insel besetzten und die Sarden, die in das Inneren flüchteten, als Barbaren bezeichneten.
Die Orte der Barbagia besitzen im historischen Kern dem kühleren Klima entsprechend dicht beieinander stehende Granithäuser mit schönen Innnenhöfen (Cortes) und enge Gassen. Sie sind umgeben von Weinbergen und alten Steineichenwäldern, in denen man herrlich wandern kann. Diese herbe Region ist bekannt für seine ausgezeichneten Rotweine, die aus den Trauben des Cannonaus, die besonders um Oliena, Dorgali und Mamoiada reifen, gekeltert werden.
Im Herbst findet in der Barbagia ein traditioneller Veranstaltungsreigen (Autunno in Barbagia) statt, in dem sich zahlreiche traditionelle Dörfer wie Aritzo, Atzara, Belvi, Bitti, Desulo, Fonni, Gadoni, Gavoi, Mamoiada, Oliena, Orgosolo, Orani, Orune, Ovadda und Tonnara von ihrer besten Seite zeigen.
Die 10 schönsten archäologischen Stätten der Barbagia
Die Kultur in Sardinien entwickelte sich in der Jungsteinzeit, und zwischen 1.800 und 500 v. Chr. erlebte die Insel eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Es enstanden Siedlungen aus Granitstein mit Einfriedungen und megalithische Wehrtürme, die sogenannten Nurgahen, deren Überreste zusammen mit heiligen Stätten wie den Feengräbern in Felsenhöhlen (Domus de Janas) und den Riesengräbern (Tombe dei Giganti) heute noch auf der ganzen Insel zu finden und teilweise zu besuchen sind.
Der Nuraghen-Komplex von Santa Sabina bei Silanus
Wenige Kilometer von Macomer entfernt, in der Gemeinde Silanus, liegt der archäologische Park von Santa Sabina, zu dem ein gut 3.500 jahre alter Nuraghenkomplex, ein heiliger Brunnen und zwei Riesengräber gehören. Interessanterweise steht auf dem Gelände auch eine christliche Basilika aus dem 11. Jahrhundert mit klarem byzantinischem Ursprung, die das Fortbestehen der Heiligkeit des Ortes von der Antike bis heute dokumentiert.
Das Dorfheiligtum von Abini bei Teti
Das nuragische Dorfheiligtum von Abini in der Gemeinde Teti ist eines der bekanntesten auf Sardinien. Es besteht vorwiegend aus den Überesten von Hütten und einem Brunnenheiligtum. Hier wurden Bronzen und andere Objekte für den täglichen Gebrauch von unschätzbarem Wert gefunden, die heute im Archäologischen Museum in Cagliari ausgestellt sind. Sie sind ein Zeichen dafür, wie kompetent und fein schon damals Metall verarbeitet werden konnte und geben einen Einblick in das Leben der Menschen in der Vorgeschichte.
Im nahen Riesengrab bei Atzadalai, wurde eine kleine Steinskulptur ausgegraben, die als „schlafende Venus“ bezeichnet wird und, datiert auf 4.000 v. Chr. heute als ältesten Fundstück der archaischen Kultur auf Sardinien gilt.
Die Nuraghe Nolza bei Meana Sardo
Die Nuraghe Nolza in der hügeligen Landschaft von Meana Sardo ist zwar nicht so bekannt wie Su Nuraxi, das bei Barumini liegenden UNESCO-Weltkulturerbe, besticht aber durch seine majestische Position auf einem Schieferplateau und seinen atemberaubenden Blick auf die Barbagia di Belvì.
Diese Nuraghe ist besonders interessant aufgrund der Präsenz von vier Türmen und einer Terrasse, auf der die Überreste eines Kamins erhalten sind. Angrenzend an die Region des Mandolisai, bekannt für den Anbau der gleichnamigen Rebsorte, ist diese Etappe sicher auch interessant für Weinliebhaber.
Der Archäologische Park Madau-Gremanu bei Fonni
Der einzige Aquädukt aus der Nuraghenzeit, der jemals gefunden wurde, befindet in der Nähe von Fonni, mit gut 1.000 m NN der höchste Ort Sardiniens an den Hängen des Gennargentu.
In der Nähe befindet sich dann auf einer Hochebene, die das Tal des Flusses Madau überblick, eine aus der Bronzezeit stammende faszinierende Nekropole mit vier Gräbern, die ähnlich wie ein Amphietheater angeordnet sind. Ein mystischer Ort, den man unbedingt besuchen sollte.
Das nuragisches Höhlendorf Tiscali bei Oliena
Das spektakuläre Nuraghendorf Tiscali ist eines der schönsten Beispiele für die noch heute geheimnisumwobene und einzigartige Nuraghenzivilisation auf Sardinien. Zwischen dem Supramonte von Oliena und Dorgali (welches auch als die Dolomiten Sardiniens bezeichnet wird) gelegen und nur zu Fuß zu erreichen, verschliesst sich Tiscali unseren Augen bis man endlich das Innere des eingestürzten Sinkloches betritt: Das prähistorische Dorf wurde direkt an den Wänden gebaut, sicher um sich auch gegen Überfälle von außen besser zu verteidigen. In der Mitte der Höhle befindet sich ein bezaubernder Wald aus Steineichen und Mastixbäumen.
Der Nuraghenkomplex Sa Sedda ‚e Sos Carros bei Oliena
Im Supramonte von Oliena liegt das herrlichen Lanaittu-Tal, heute ein Paradies für Trekkingliebhaber. Das Tal erstreckt sich von den berühmten Karstquellen Su Gologone bis zur Höhle Sa Oche’e su entu.
Im archaischen Dorf, das zwischen der Bronze- und Eisenzeit erbaut wurde, fällt vor allem eine Konstruktion auf, sowohl architektonisch als auch für seine rituelle Funktion: es handelt sich um einen Rundbau aus zweifarbigen Basalt-Steinen. An den Wänden finden sich in den Stein gehauene Motive, die Köpfe von Muflons darstellen. Durch Löcher wurde wahrscheinlich Wasser in den Rundbau geleitet, das sich dann im zentralen Bodenbecken sammelte. Diese mit dem Wasserkult verbundene, nuragische Quelle ist ein besonderes Beispiel für die technische und architektonische Weiterentwicklung der damaligen Bevölkerung.
Die Heilige Quelle Su Tempiesu bei Orune
Es war ein Erdrutsch, der am Ende der Nuraghen-Ära stattfand und die heilige Quelle von Su Tempiesu für Tausende von Jahren bedeckte. Nur dank dieses Unglücks können wir heute die Bautechnik analysieren, die für die Gewölbe der Tempel verwendet wurde. Su Tempiesu ist das einzige Gebäude auf der Insel, das noch sein ursprüngliches Dach besitzt. Die heilige Quelle, wenige Kilometer von Orune entfernt, erreicht man in einem schönen Spaziergang.
Der Nuraghenkomplex Romanzesu bei Bitti
Der immerhin 7 Hektar große Komplex Romanzesu, gut 13 km von Bitti entfernt, liegt auf dem Buddusò-Plateau, umgeben von einem schönen korkeichen-Wald.
Bis heute wurden hier die Überreste eines Heiligen Brunnens, drei Tempel, ein Zeremoniebecken in Form eines Amphitheaters, eine Art Labyrinth und zahlreiche Hütten in elliptischer Form ausgegraben. Es handelte sich hierbei sicher um einen heiligen Ort, der eng mit dem Wasserkult verbunden war.
Das Nuragisches Dorf Serra Orrios bei Dorgali
Eine Stadt aus der Bronzezeit, dies ist für Archäologen und Geschichtsinteressierte das nuragische Dorf Serra Orrios in der Nähe von Dorgali mit seinen knapp 100 kreisförmigen Hütten, seinen zwei Megaron-Tempel in nahezu rechteckiger Form und den beiden Riesengräbern. Serra Orrios gilt als eines der am besten erhaltenenen Dörfer und wurde von 1.600 v. Chr bis ca. 900 v. Chr. bewohnt.
Unter den vielen Fundstücken aus dieser Stätte befinden sich die sogenannten Pintadere, die als Stempel für Brot und Stoffe verwendet wurden, und einige Armbänder, die aus dem Metall der nahe gelegenen Mine Sos Enattos di Lula hergestellt wurden.
Das Gigantengrab S’Ena e Thomes bei Dorgali
Dieser Megalithkomplex liegt in einer grünen Ebene bei Dorgali und ist das Ziel eines schönen Spazierganges. Es ist das wichtigste nuragische Grabdenkmal auf Sardinien, das vor 4.000 Jahren erbaut wurde, um kollektiv die Bewohner der Gemeinde zu bestatten. Es handelt sich also nicht um Gräber für Riesen (Tomba dei Giganti), sondern um großflächige Grabstätten, die – einfach gesagt – unseren heutigen Friedhöfen ähneln.
Übernachten in der Barbagia
Nuoro, die Hauptstadt dieses faszinierenden und an Geschichte reichen Gebiets, ist sicher ein ausgezeichneter Ausgangspunkt, um einige der von uns erwähnten Sehenswürdigkeiten zu erkunden und zu entdecken.
Aber auch Oliena und Dorgali, inmitten einer wilden und noch nahezu unberührten Natur gelegen, bieten sich als Quartier an.
Sollten Sie aber doch lieber die Meernähe vorziehen, dann empfehlen wir den Golf von Orosei, wo es eine große Auswahl an Hotels, Agriturismen, Ferienhäusern und B&B gibt.
- Ferienhaus Taddore mit zwei Wohnungen in Galtelli
- Ferienhaus Abete bei Orosei
- Agriturismo Canales bei Dorgali
- Agriturismo Rubinu bei Orosei
- B&B Faunele in Orosei
- Hotel Su Gologone bei Oliena
- Hotel Ispinigoli bei Dorgali