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Die einzigartige Schönheit des sardischen Kunsthandwerks

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Made in Sardinia: Entdecken Sie die schönsten Schätze der Insel

Sardinien ist eine Insel geheimnisvoller Mythen und fest verankerten Traditionen. Neben seiner faszinierenden Frühgeschichte, dessen imposante Zeugen man als Nuraghen, Feen- und Riesengräber noch heute überall entdecken kann, ist es das Kunsthandwerk, das mit seiner Vielfalt, Einzigartigkeit und Feinheit besonders beeindruckt: vom filigranen Gold- und Silberschmuck, von den farbenfrohen Keramiken, den archaisch wirkenden Holzmasken, den kunstvollen Messern, den geflochtenen bunten Körben, den fein bestickten Stoffen und wollenen Teppichen mit ihren charakteristischen, geometrischen Mustern.

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Die Geschichte des sardischen Kunsthandwerkes

Noch heute sind im sardischen Handwerk prähistorische, römische und byzantinische Einflüsse zu erkennen. Und wie jedes Kunsthandwerk, so entstand das Artigianato Sardo nicht nur aus der kreativen Weiterentwicklung von Alltagsgegenständen, deren Form und Aussehen im Lauf der Zeit verfeinert wurden, sondern hat oft auch einen heiligen bzw. religiösen Ursprung.

In der Vergangenheit haben die Frauen in Heimarbeit und nur für den Eigenbedarf (zum Beispiel als Mitgift im Fall einer Hochzeit) unter anderem Stoffe für die Kleidung aufwändig bestickt, Teppiche gewebt und Körbe geflochten und ihre Erfahrung von Generation zu Generation weitergegeben. Den Männern dagegen war unter anderem die Holzschnitzkunst und die Schmuck- und Messerherstellung vorbehalten. Die so produzierten Güter waren natürlich nur für den Eigenbedarf bzw. den sardischen Markt bestimmt.

geflochtene koerbe sardinien

Mit dem Sprung aus einer archaischen Wirtschaft, beruhend auf Landwirtschaft und Viehzucht, hin zu einer industriellen Wirtschaft scheint zwischen den beiden Weltkriegen das Schicksal des Artigianato und seiner handwerklichen Produktion besiegelt, wird doch die Handwerkskunst oft als Hindernis für ein industrielles Wachstum mit seiner Massenherstellung gesehen.

Um dieser Entwicklung entgegen zu steuern, versuchte man, renommierte Künstler und Designern zu finden, die zusammen mit den fähigen Handwerkern der Insel neuartige Objekte herstellen: In den letzten 50 Jahren hat das traditionelle Handwerk in Sardinien durch die Initiative I.S.O.L.A. (Istituto Sardo Organizzazione Lavoro Artigiano – Sardinian Institute of Artisan Work Organization) einen bedeutende Schub erfahren, unter anderem dadurch, dass Künstler wie Eugenio Tavolara (Bildhauer) und Ubaldo Badas (Architekt) in Zusammenarbeit mit den Handwerkern die traditionellen Objekte inhaltlich und technisch weiter entwickelt haben.

Diese Neu-Interpretation und Modernisierung des Kunsthandwerks wird heutzutage von zahlreichen jungen sardischen Künstlern mit viel Fantasie weitergeführt und kann durchaus mit den trendigsten internationalen Design-Entwicklungen mithalten.

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Die Webkunst, die Korbflechterei und die Töpferkunst gehören dabei vielleicht zu den charakteristischsten und vielfältigsten Ausdrucksformen der sardischen Dekorationskultur, die im Laufe der Zeit immer weiter perfektioniert wurde.

Die Webkunst wurde wahrscheinlich vor gut 3.000 Jahren aus dem nahen Osten nach Sardinien gebracht und hat seitdem Teppiche und Stoffe mit einer außergewöhnlichen Schönheit entstehen lassen: Teppiche mit charakteristischen geometrischen Mustern und Leinenstoffe mit einer Art Basrelief-Effekt, das Decken und anderen Textilien eine fasziniereden Dreidimensionalität einprägt.

Das am häufigsten verwendete Material der Teppiche ist die Schafwolle, aber auch pflanzlichen Textilfasern wie Baumwolle, Leinen und Hanf werden genutzt. Die schönen Farben werden vorwiegend natürlich aus Pflanzen hergestellt.

Eine weite Verbreitung und vielfältige Anwendung ist der Keramik auf Sardinien vorbehalten: die Bandbreite reicht dabei von einfachen, eher linearen und monochromatischen Objekten bis hin zu sehr aufwändigen und farbenfrohen Artefakten.

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Die dekorativen Elemente der sardischen Tradition

Beim sardischen Kunsthandwerk ist der dekorative Aspekt eine grundlegende Komponente und stellt eine starke symbolische Sprache dar, zum Beispiel mit der ständigen Wiederholung derselben dekorativen und archaischen Motive, die quasi wie ein Alphabet zu lesen sind.

Im Folgenden einige der wichtigsten Symbole

  • Pferd: dekoratives Element, Symbol für Stärke und Männlichkeit, Adel und Intelligenz.
  • Kreis: geometrisches dekoratives Element, das die Frau darstellt.
  • Taube: dekoratives Element christlichen Ursprungs und Symbol der Güte.
  • Kreuz: häufig beim Schmuck zu finden: horizontal repräsentiert es die Frau, vertikal den Mann. Im Allgemeinen symbolisiert es die Ehepaar- und Familienunion.
  • Pfau: mit offenem Schwanz dargestellt, symbolisiert es die Sonne, in der islamischen Welt den Kosmos und in der frühchristlichen Kunst Christus und damit die Auferstehung und Unsterblichkeit.
  • Quadrat: geometrisches dekoratives Element, das den Menschen darstellt.
  • Ähre: dekoratives Element, ein Symbol für Glück, für Fruchtbarkeit und Fülle.
  • Spirale: symbolisiert die Erlösung und ist daher ein Symbol des ewigen Lebens.
  • Weinzweige: im religiösen Bereich repräsentieren sie die Eucharistie, im profanen Bereich Fruchtbarkeit und Fülle.
  • Rebe: ein dekoratives Element christlichen Ursprungs, ein Symbol der Kommunikation zwischen Gott und den Menschen, während es im profanen Kontext Fruchtbarkeit und Fülle symbolisiert.

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Wo kann man das echte sardische Kunsthandwerk sehen und kaufen?

Einen guten Überblick über das Artigianato Sardo bietet die jährlich im Sommer stattfindende Kunsthandwerksmesse in Morgoro (gut 60 km nördlich von Cagliari): die Künstler geben sich hier ein Stelldichein, um ihre vielfältigen Objekte dem interessierten Publikum zu präsentieren, sei es im traditionell sardischen Stil oder als moderne Neuinterpretation.

Natürlich gibt es auf ganz Sardinien auch einige Museen, in denen das Sardische Kunsthandwerk, seine Geschichte und Traditionen zu sehen sind. Hier unsere Auswahl:

  • MURATS Museo unico regionale dell’arte tessile sarda in Samugheo bei Oristano (Textilien)
  • Muvat (Museo vivente dell’Arte Tessile) in Mongiongiori bei Oristano (Textilien)
  • MARATE Museo per l’Arte del Rame e del Tessuto bei Isili (Kupfer & Textilien)
  • Stazione dell’arte in Ulassai (der Künstlerin Maria Lai gewidmet)
  • MIM (Museo dell’intreccio Mediterraneo) in Castelsardo (Flechtkunst)
  • Museo del gioiello e del costume sardo in Milis (Schmuck, Kostüme)
  • Meoc (Museo Etnografico Oliva Carta Cannas) in Aggius (Geschichte &Teppiche)
  • Museo della civiltà Agro-Pastorale e dell’Artigianato in Iglesias (Geschichte)
  • Museo della vita e delle tradizioni popolari sarde in Nuoro (Geschichte)
  • Museo Comunale Is Lollasa de is Aiaiusu in Mandas (Geschichte)
  • Museo del coltello sardo in Arbus (Messer)
  • Museo del Sughero e dell’Industria Sugheriera in Tempio Pausania (Kork)
  • MaMu (Museo delle Maschere) in Mamoiada (Masken)

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Auch wenn Sie nicht unbedingt etwas kaufen möchten, empfehlen wir Ihnen, ein Geschäft mit dem echten Artigianato Sardo zu besuchen, um sich von seiner Schönheit und Einzigartigkeit zu überzeugen.

In Cagliari gibt es in den historischen Vierteln Marina und Villanova eine Vielzahl von kleinen Werkstätten, die echtes sardisches Kunsthandwerk in seiner ganzen Vielfalt anbieten. Eine ähnlich gute Auswahl findet man natürlich auch in Alghero, Oristano, Olbia, der Costa Smeralda und anderen beliebten Urlaubszielen auf Sardinien.